Die Initiative fordert, dass nur noch eine pestizidfreie Produktion subventioniert wird.
Unter einer «pestizidfreie Produktion» versteht die Initiative eine Lebensmittelproduktion ohne chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel. Die im Biolandbau eingesetzten Stoffe sind von der Initiative nicht betroffen (siehe Gutachten des SFV/VSA). Bei Annahme der Initiative gilt eine Übergangsfrist von 8 Jahren.
85-90% der Pestizide werden von der Landwirtschaft ausgebracht, der Rest im Verkehrs- und Siedlungsbereich. Pestizide gelangen in die Luft, die Nahrung, in die Gewässer und ins Trinkwasser. Diese Giftstoffe töten nicht nur Schädlinge, sondern auch nützliche Kleinstlebewesen, Bienen sowie andere Insekten und Pflanzen, die für die Bodenqualität, die Biodiversität und die Umwelt von grosser Bedeutung sind.
Unsere Wasserqualität hängt direkt von intakten und belebten Böden ab, denn sie sind der wirksamste Filter für unser Trinkwasser. Erstmals zeigt ein Bericht des Bundesamtes für Umwelt von 2017 auf, dass unser Boden nicht nachhaltig genutzt wird.
145 Pestizide in den Fliessgewässern
Mit Pestiziden belastet sind vor allem kleinere Bäche. Diese machen bezogen auf die Gewässerlänge rund 75% des Schweizer Gewässernetzes oder 48’000 Kilometer aus und speisen auch unser Grundwasser. Im Schweizer Mittelland überschreitet die Pestizidkonzentration auf vielen tausend Kilometern Bachlänge die gültigen Grenzwerte. Das Wasserforschungsinstitut EAWAG beprobte im Jahr 2017 fünf Bäche in intensiv genutzten, aber nicht aussergewöhnlichen Einzugsgebieten. Pro Standort wurden zwischen 71 und 89 Wirkstoffe gefunden, insgesamt 145 Stoffe. Bei 66 Stoffen wurden die Grenzwerte einmal oder mehrmals überschritten.
Pestizide und Pestizid-Abbauprodukte im Trinkwasser
Künstliche, langlebige Stoffe sollen gemäss Gewässerschutzgesetz im Grundwasser nicht vorkommen, unabhängig von gesundheitlichen Gefahren (80% unseres Trinkwassers stammt aus Grundwasser, 20% aus Seen). Ist Grundwasser einmal verschmutzt, dauert seine Erneuerung Jahre oder gar Jahrzehnte. Trotz strenger gesetzlicher Vorschriften zeigt der neuste BAFU-Bericht, dass Pestiziden und deren Abbauprodukten landesweit an mehr als 50% der Messstellen im Grundwasser gemessen werden. In ackerbaulich intensiv genutzten Gebieten sind sogar über 90% der Messstellen betroffen. Über eine Million Schweizer*innen konsumieren Trinkwasser, das mit Pestizidrückständen über dem Grenzwert belastet ist.
Der Bund schützt unser Trinkwasser nicht
Statt das Gewässerschutzgesetz konsequent anzuwenden und den Pestizideinsatz einzuschränken, beschloss der Bund, ab 1. April 2020 für einige Pestizide die Grenzwerte in Oberflächengewässern zu erhöhen.
Rückzug von Pestiziden
Oft zeigen sich die Folgen des Einsatzes von Pestiziden erst nach langjähriger Anwendung. Allein in den Jahren 2005-2020 mussten in der Schweiz 175 einst bewilligte Wirkstoffe für Pestizide wegen Gesundheits- oder Umweltschäden vom Markt genommen werden. Pestizide können noch viele Jahre nachdem sie verboten wurden, unser Trinkwasser belasten. Unsere Trinkwasserqualität und unsere Gesundheit hängen stark davon ab, mit welchen Methoden und Hilfsmitteln die Landwirtschaft unsere Lebensmittel produziert.
Es zeigt sich, dass Grenzwerte allein für den Schutz von Grundwasser und Trinkwasser nicht ausreichen. Nur wenn die Anwendung von Pestiziden beendet und die Lebensmittelproduktion flächendeckend pestizidfrei wird, lässt sich unser Trinkwasser dauerhaft schützen.
Tausende von Bäuerinnen und Bauern produzieren schon seit Jahrzehnten pestizidfrei Lebensmittel mit grossem Erfolg. Sie weisen uns den Weg in eine nachhaltige, gesunde Zukunft – für uns, unsere Kinder und die nachfolgenden Generationen.
Daher fordert die Initiative, dass nur noch Betriebe, die pestizidfrei produzieren, Subventionen erhalten.
Quellen:
Pestizide – Kurzzeitige Konzentrationsspitzen werden stark unterschätzt
Pestizide: relevant für die Gesundheit?
Verbotene und riskante Pestizide im Urin
Fehlerhafte Zulassungsstudie – Pestizid könnte Ungeborene gefährden
Auf zu einer pestizidfreien Landwirtschaft
In mindestens zwölf Kantonen ist mehr Chlorothalonil im Trinkwasser, als der Grenzwert erlaubt
Das sind die Pestizidhöllen der Schweiz
Zulassung für Chlorothalonil wird mit sofortiger Wirkung entzogen
Das Schweizer Grundwasser ist mit Pestiziden und Dünger belastet
Das Seeland ist vom Pestizid im Trinkwasser besonders betroffen
Gift im Trinkwasser – Bund überprüft Zulassung von Chlorothalonil
Fungizid im Trinkwasser – Gefahr aus dem Wasserhahn
Untersuchung des Amtes für Wasser und Energie zeigt: Bäche im Kanton St.Gallen sind wegen Chemikalien gefährdet
Harsche Kritik – Bund lässt Zulassungsbehörde für Pestizide durchleuchten
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CH – Erst ab Ende 2018 – Anwendungsverbot im Freiland von bienengefährlichen Neonicotinoide
Am meisten Bienenvergiftungen seit 20 Jahren
Resistente Superunkräuter verursachen Ernteausfälle
Bald ist in Gewaessern 3600mal mehr Glyphosat erlaubt
Gewässerschutz BAFU Grenzwerte ohne Wert für gefährlichste Pestizide
Zu viele Pestizide im Schweizer Trinkwasser
Anhaltend hohe Pestizidbelastung in kleinen Bächen
Der Boden in der Schweiz steht unter Druck
Pflanzenschutzmittel im Grundwasser
Über 100 Pestizide in Fliessgewässern
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